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Klare Darstellung der Menge des schnellen Zuckers in Lebensmitteln

Stellungnahme im Grossrat zur Kantonalen Initiative - Für eine klare Darstellung der Menge des schnellen Zuckers in Lebensmitteln.

 

Ich möchte das Anliegen der beiden Motionäre unterstützen und den Staatsrat ersuchen noch einen Schritt weiterzugehen. 

um die Visualisierung des Zuckergehalts auf den Nahrungsmittelverpackungen durch die Angabe in Zuckerwürfel voranzutreiben.

Wir essen viel zu viel Zucker. Im weltweiten Vergleich gehört die Schweiz zu den Spitzenreitern, auf Platz fünf. Der Durchschnittsschweizer vertilgt über 120 Gramm Zucker bzw. 30 Würfelzucker pro Tag. Dabei empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO wie bereits im Bericht erwähnt, lediglich 50 Gramm, bzw 12,5 Würfelzucker für Erwachsene. Das Bundesamt für Gesundheit verzeichnet aufgrund dieses überhöhten Zuckerkonsums jährlich Folgekosten von 10 Mia Fr. pro Jahr.

 

Nicht nur wir bestimmen, wie viel Zucker wir essen. Auch Politik und Wirtschaft beeinflussen unseren Zuckerkonsum. Zucker ist in der Nahrung komplett überflüssig. Ich meine damit sowohl der künstlich hinzugefügte Haushaltszucker, der in jedem Vorratsschrank steht, als auch alle anderen Zuckerarten wie Fruchtzucker, Traubenzucker oder Stärke. Der Körper kann die Energie, die er benötigt, auch aus anderen Nährstoffen wie Fett oder Proteinen gewinnen. 

 

Doch weshalb steckt so viel zugefügter Zucker in unserer Nahrung den man kaum wahrnimmt?  Ganz einfach, weil es besser schmeckt. Zucker ist ein Geschmacksträger und Geschmacksverstärker. Er macht das Essen aber auch haltbar, ist ein günstiger Füllstoff oder ermöglicht es mit der Schweizer Herkunft zu werben. Etwas mehr Schweizer Zucker rein und schon sind die Swissness-Regeln erfüllt.

 

Dass Süssgetränke, Schokolade, Gebäck oder Schleckzeug viel Zucker enthalten weiss man. Problematisch sind aber auch andere Zuckerquellen: Solche, die eigentlich als gesund gelten – wie Joghurt oder Müsli. Oder auch jene, die nicht offensichtlich sind, weil das Essen gar nicht süss schmeckt. Lasagne oder Hamburger enthalten auch versteckte Zucker.  Der Zuckergehalt in Lebensmitteln muss zwar auf den Verpackungen angegeben werden doch 50 % der Bevölkerung sind nicht in der Lage, Lebensmitteletiketten zu lesen und zu verstehen.

 

Die Nahrungsmittelindustrie scheint nicht interessiert zu sein, den Zuckergehalt zu senken und die Rezepturen anzupassen – ihr Interesse ist ein möglichst grosser Umsatz.  Sie setzt auf Eigenverantwortung jedes Einzelnen und lehnt jede Verantwortung im Kampf gegen diese neue Volksepidemie ab.  Bereits vor zehn Jahren gab es Ansätze, eine Lebensmittelampel Nutriscore einzuführen damit sich die Konsumenten ein Bild machen können, was sie konsumieren. Dagegen sträubt sich allerdings eine starke Zuckerlobby in Bern welche gegen eine obligatorische Einführung von Nutriscore ist.

 

Bundesrat Alain Bersets Aufruf an die Nahrungsmittelindustrie den Zuckergehalt zu senken, stösst auf wenig Gegenliebe auch wenn gewisse Yoghurthersteller mit einer Senkung von 10% Werbung machen.  Der Verzehr eines Joghurts von 180 g entspricht bereits dem Verzehr von 6 Zuckerwürfel oder 1/2 der täglich empfohlenen Zuckerration.  Die Visualisierung des Zuckergehalts auf der Verpackung durch die Angabe in Zuckerwürfel würde helfen, die Menge zu erfassen und sich der Gefahren eines überhöhten Zuckerkonsums bewusst zu werden.

 

Hier nun meine Frage an den Staatsrat: Wurden Abklärungen gemacht, in welcher Form man mit einfachen Mitteln diese Visualisierung für unseren Kanton dennoch umsetzten könnte? Z.B. Herstellung einer einfachen App mit Zuckerwürfeln oder eines kleinen Flyers in Kreditkartengrösse fürs Portemonnaie mit der Visualisierung der vorhandenen Zuckerwürfeln für die gängigsten Nahrungsmittel. Mir scheint, dass dies für die Gesundheit unserer Bevölkerung einen Versuch wert wäre.

 

Mit diesen Ausführungen bitte ich den Grossrat, diese Motion zu unterstützen.

 

15.10.2020 / Esther Schwaller-Merkle

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