Stellungnahme zum Dekret über die Einreichung einer Standesinitiative bei der Bundesversammlung (Für eine klare Darstellung der Menge des schnellen Zuckers in Lebensmitteln)
Ich spreche als ehemalige Dozentin für Ernährung und Konsumbildung der PH Freiburg und im Namen der Mitte Fraktion und als Mitglied der parlamentarischen Kommission. Die Mitte-Fraktion unterstützt einstimmig die Annahme und Weiterleitung dieser Standesinitiative und beantragt den Grossen Rat dieses Dekret anzunehmen. Nachdem wir im Oktober 2020 bereits die Motion zur Visualisierung des Zuckergehalts auf den Nahrungsmittelverpackungen im Grossrat angenommen haben, möchte man nun noch einen Schritt weitergehen.
Eine Visualisierung des Zuckergehalts auf den Nahrungsmittelverpackungen durch die Angabe in Zuckerwürfeln voranzutreiben ist ein schwieriges Projekt. Dennoch ist die parlamentarische Kommission der Meinung, mit dieser Standesinitiative aus dem Kanton Freiburg ein Zeichen in diese Richtung zu setzen und in Bundesbern Druck zu machen. Wir essen nach wie vor viel zu viel Zucker. Der Durchschnittsschweizer vertilgt über 120 Gramm Zucker bzw. 30 Würfelzucker pro Tag. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht diesbezüglich von einer Epidemie und empfiehlt lediglich 50 Gramm, bzw 12,5 Würfelzucker pro Tag für Erwachsene.
Zucker ist eine Herausforderung für die Volksgesundheit. Die Menge des von der Bevölkerung konsumierten Zuckers gehört sowohl auf internationaler als auch auf nationaler und kantonaler Ebene zu den gesundheitspolitischen Prioritäten. Die aktuelle Strategie konzentriert sich auf die Senkung des sogenannten «zugesetzten» schnellen Zuckers, das heisst jenem, der nicht natürlich in den Lebensmitteln vorkommt.
Gemäss letzten Informationen hat die Coronakrise die aktuelle Situation gar noch verstärkt, hat doch ein Teil der Bevölkerung durch den Lockdown mangels genügender Bewegung, fehlender Sozialkontakten und vielleicht auch aus Kummer und Langeweile häufiger zu gutem Essen, Süssigkeiten und Kuchen gegriffen und im Durchschnitt ca 1-3 Kilo an Gewicht zugenommen.
An dieser Stelle habe ich bereits einmal gesagt, dass Zucker ist in der Nahrung komplett überflüssig ist. Da aber Zucker die Rolle eines Geschmacksträgers und Geschmackverstärkers einnimmt, das Essen haltbar machen kann, und als günstiger Füllstoff in Nahrungsmitteln verwendet wird, wird er in fast allen Nahrungsmitteln unnötigerweise zugefügt und wir essen, ohne zu merken viel zu viel dieses schnellen unnötigen Zuckers.
Der Zuckergehalt in Lebensmitteln muss zwar auf den Lebensmittel-Verpackungen angegeben werden doch 50 % der Bevölkerung sind nicht in der Lage, Lebensmitteletiketten zu lesen und zu verstehen.
Aktuell spricht man in Bundesbern von der Einführung der Lebensmittelampel Nutriscore damit sich die Konsumenten ein Bild machen können, was sie konsumieren. Mit Nutriscore kann allerdings der Zuckergehalt nicht sichtbar gemacht werden, da sich Nutriscore auf den gesamten, globalen Nährwert des Lebensmittels bezieht. Aus diesem Grunde haben wir in der parlamentarischen Kommission beschlossen, das heutige Dekret über die Einreichung einer Standesinitiative bei der Bundesversammlung (Für eine klare Darstellung der Menge des schnellen Zuckers in Lebensmitteln) zu verfassen. Im Namen der Mitte Fraktion bitte ich den Grossrat, dieses Dekret anzunehmen und zu unterstützen.
20.05.21 / Esther Schwaller-Merkle
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